Einleitung
Anna E. Andersen
Seit dem Zweiten Weltkrieg war die Völkerwanderung mit 258 Millionen Menschen noch nie so massiv ausgeprägt wie heute. Die Gründe dafür sind auf den ersten Blick vielfältiger denn je. Sie reichen von der Flucht vor Gewaltkonflikten, Kriegen, politischer, religiöser oder kultureller Verfolgung bis hin zu Naturkatastrophen — Tendenz steigend (UN DESA 2017: 4).
Im Nachklang der europäischen Flüchtlingskrise der Jahre 2015/2016 werden die neuen Dimensionen der Flucht- und Migrationsbewegungen in der breiten Öffentlichkeit als neuzeitliches Ereignis wahrgenommen. Inmitten der Wassermetaphorik,[1] die mit Flüchtlingsstrom, Flüchtlingswellen, und Flut der Flüchtlinge die mediale und politische Landschaft regelrecht überflutete, ging eine wichtige historische Pointe verloren, die schon seit prähistorischen Zeiten eine wesentliche Rolle für die Menschheit spielte. «Die Geschichte der Wanderungen ist so alt wie die Menschheitsgeschichte; denn der Homo sapiens hat sich als Homo migrans über die Welt ausgebreitet» (Bade 2004: 27). Das Neuartige an dieser Episode der gegenwärtigen Wanderbewegungen sind nicht nur ihre weltumspannenden Dimensionen, sondern auch die Anzahl der Vertriebenen, die Opfer von Extremwetterereignissen wurden. Allein im vergangenen Jahr 2017 kamen 18,8 Millionen Menschen aus 135 Staaten hinzu, die wegen der Auswirkung von Extremwetterereignissen als «environmentally displaced persons» gelten (IDMC 2018: 7). Es handelt sich um Menschen, die aufgrund von klimatischen Folgen des Klimawandels ihre Wohnorte dauerhaft verlassen müssen. Diese Vertriebenen werden von keinem völkerrechtlichen Schutzvertrag erfasst.
Bisher wurde dem Thema der umweltinduzierten Flucht und Migration vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt. Sowohl in der deutschsprachigen als auch der angloamerikanischen Forschungsliteratur wurde die wissenschaftliche Aufmerksamkeit überwiegend der Aufarbeitung der Flüchtlingskrise im Kerneuropa gewidmet. Nichtsdestotrotz rücken die ökologischen Fragen immer mehr ins Zentrum öffentlicher Wahrnehmung, nicht zuletzt, weil der ökologischer Nachhall der ressourcenintensiven Produktionsverfahren und aufwendigen Konsummuster der letzten siebzig Jahren immer spürbarer wird (Stock 2018: 136).
Die grenzüberschreitende Wanderung, aber auch die Binnenmigration stellen die internationale Weltgemeinschaft vor einer Herkulesaufgabe, die in erster Linie die Gewährleistung von Grundversorgung und Schutzrechten der Hilfesuchenden bedeutet (Fabritius 2018). Auf dem politischen Horizont der Aufnahmestaaten wird eine langfristige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen erwartet, die sich in den Aspekten der Integration sowie den sicherheitspolitischen Fragen niederschlagen wird. Das würde die strapazierfähigen Strukturen der nationalen Apparate sowie die verstärkte Kooperation auf der internationalen Ebene voraussetzen (Gronzholz 2013: 12-13).
Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich mit dem Phänomen der Flucht und Migration als der Reaktion auf Auswirkungen der klimatischen Umweltveränderungen.
Die Relevanz dieser Untersuchung ergibt sich aus der Notwendigkeit, die Etablierung von rechtsbindenden umweltpolitischen Rahmenbedingungen zu gewährleisten, die ökologische Folgeerscheinungen der industriellen Revolution und der von Basisinnovationen ausgelösten Konjukturzyklen[2] nachhaltig unterbinden. Angesichts der globalen Umweltherausforderungen, die sich über den Klimawandel, den Verlust von Biodiversität bis hin zur systematischen Vernichtung von natürlichen Lebensräumen erstrecken, muss ein vergleichsweise junges Problemfeld wissenschaftlich erschlossen werden — die umweltinduzierte Migration. Vor einer Vielzahl an globalen Herausforderungen und krisenhaften Entwicklungsdynamik stellt sich die Frage nach möglichen sozialpolitischen Entwicklungspfaden für die Zukunft, die im Folgenden ausgearbeitet werden.
Im Kontext des umweltpolitischen Diskurses besteht der Untersuchungskern der vorliegenden Аrbeit darin, die anthropogen Faktoren als den Auslöser für die Herausbildung der umweltinduzierten Flucht- und Migrationsbewegungen zu identifizieren und die Herausforderungen dieses Phänomens anhand des exemplarischen Beispiels von Bangladesch sowohl für den Nationalstaat als auch für die internationale Weltgemeinschaften herauszuarbeiten, um den Rahmen für die konkreten politischen Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze aufzustellen. Die Wahl der Fallstudie ist keinem Zufall überlassen und geht auf die Tatsache zurück, dass diese Weltregion zum gegenwärtigen Zeitpunkt am stärksten von den klimatisches Auswirkungen der Erderwärmung betroffenen ist (World Bank 2007; NAPA 2005). Unter der Prämisse, dass die Zunahme von Extremwetterereignissen die Notwendigkeit von umfassenden politischen Anpassungsstrategien erforderlich macht, wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Wanderungsformen der Flucht und Migration im Rahmen einer potentiellen Konvention eine Adaptionsgrundlage für die außerordentlichen Umweltbedingungen bilden kann.
Der vorliegende Beitrag hat es zum Ziel, den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zum Themenkomplex nachzuzeichnen.
Herausforderung des anthropogenen Klimawandels
Die Industrialisierung setzte die innovationstechnische Dynamik in Gang, die einen tiefgreifenden Strukturwandel nach sich zog, der in hohen Lebensstandard der industrialisierten Staaten und negativen ökologischen Folgen für die Umwelt zum Ausdruck kommt. Der Faktor Mensch ist so präsent, dass sich zur Jahrtausendwende zwei Naturwissenschaftler dafür aussprachen, die 11.700-jährige geologische Periode des Holozäns durch das Anthropozän[3] — das Menschenzeitalter —abzulösen. Der niederländische Meteorologe und Nobelpreisträger Paul J. Crutzen sowie der amerikanischer Biologe Eugene F. Stoermer schrieben der menschlichen Spezies als einer omnipräsenter und regulierender Determinante eine bedeutende Wirkungsmacht zu. Mit systematisierten Eingriffen veränderte diese Kraft auf massive Weise die planetarischen Biosphären — mit weitreichenden Folgen (Crutzen/Stroermer 2000:17-18; Schneidewind 2013: 116-117). Diese schöpferische, aber zugleich destruktive Macht, die Industrialisierung mit sich brachte, beschreibt Schumacher mit folgenden Worten:
Modern man does not experience himself as a part of nature but as an outside force destined to dominate and conquer it. He even talks of a battle with nature, forgetting that, if he won the battle, he would find himself on the losing side. Until quite recently, the battle seemed to go well enough to give him the illusion of unlimited powers […], nourished by astonishing scientific and technological achievements, has produced the concurrent illusion of having solved the problem of production (Schumacher 1973: 3-4).
Das vom technischen Fortschritt vorangetriebene industrielle Wachstum hinterließ tiefe ökologische Spuren und beeinträchtigte die Belastbarkeit und das Gleichgewicht der planetarischen Ökosysteme. Einer dieser negativen Effekte ist die Verstärkung der natürlichen Treibhauseffekte,[4] die zur Erderwärmung um weitere 4 bis 6°C bis zum Jahr 2100 und folglich den Veränderungen von klimatischen Bedingungen führen wird (Meadows/Randers 2009: 113f; Randers 2012: 118f; IPCC 2014).
Im Zuge der exponentiellen Wachstumsbestrebungen weiten Investoren und transnationale Kon-zerne ihre ökonomischen Interessen aus, indem sie in den sogenannten Schwellenländern den Zugriff auf Ressourcenvorkommen, agrarwirtschaftlichen Flächen[5] und billige Arbeitskräfte[6] suchen. Allein die Maschinerie der Landwirtschaft ist in den letzten Jahren massiv ausgebaut worden. Riesige Flächen an tropischen Regenwäldern und Torfmoorgebieten fallen in Brasilien, Indonesien oder auf den Philippinen den wirtschaftlichen Interessen[7] der Großkonzerne zum Opfer (Martin 2015: 111-115).
Die vorwiegend im Norden beheimatete frühindustrialisierte Staaten sowie große Teile Asiens und Lateinamerikas werden für die klimatischen Negativeffekte und klimarelevanten Emissionen auf dem Planeten verantwortlich gemacht (Meadows/Randers 2013). Nach wie vor findet das Anschwellen der Produktions- und Konsumstrukturen durch die Nutzung preisgünstiger fossiler Energieträger wie Kohle, Erdgas- und Öl statt. Das gegenwärtige Wirtschaftssystem basiert auf der Abhängigkeit von endlicher Ressource, dem Erdöl, dessen Förderung bereits vor einem Jahrzehnt ihren Höhepunkt erreichte. Der intensive Verbrauch von Süßwasser, seltenen Erden und Metallen stellt neben der Verknappung von Agrarflächen eine weitere ökologische Herausforderung dar. Kurzum: Die Menschheit bewegt sich schon lange auf das «Peak Everything» zu (Heinberg 2007).
Bereits 2009 veröffentlichte ein Team von Umweltwissenschaftlern unter der Leitung von Johan Rockstörm einen vielbeachteten Forschungsbericht, der sich auf die theoretische Ausarbeitung und wissenschaftliche Bewertung von neun planetarischen Grenzen — den planetary boundaries[8] konzentrierte. Jeder dieser planetarischen Faktoren, u.a. der Klimawandel, die Versauerung der Meere, der Ozonabbau in der Stratosphäre zeigte die Überschreitung der zulässigen Höchstwerte an. Mit anderen Worten: Mit dem Konzept wurden die Kriterien für die maximalen Belastbarkeitsgrenzen der jeweiligen Verschmutzungsquellen festgelegt. Der im renommierten Nature veröffentlichte Bericht konstatierte die Konsequenzen von Überschreitung in drei Bereichen: dem Klimawandel, dem Stickstoffzyklus, sowie dem Verlust der Biodiversität. Allerdings waren die Ergebnisse im Grunde nicht revolutionär, denn bereits Anfang der 1950er Jahre sind die Herstellungspraktiken der Linearwirtschaft und der damit verbundene Anstieg der Emissionen in Verruf geraten. Rachel Carson´s Werk «Silent Spring» von 1962 und ein Jahrzehnt darauf folgender Bericht an den Club of Rome “Die Grenzen des Wachstums”[9] appellierten an die breite Öffentlichkeit mit dem Ziel, den zerstörerischen Wirtschaftskurs in die umweltverträgliche Richtung des ökologischen Wandels zu lenken (Carson 1962; Meadows/Randers 2009). Die Werke konfrontierten mit den Umweltherausforderungen der industrialisierten Moderne und skizzierten umweltverträgliche Handlungskonzepte für die Zukunft.
Im folgenden Abschnitt wird in prägnanter Form auf die Auswirkungen der Umweltdegradation sowie die umweltpolitischen Schritte gegen diese voranschreitende Dynamik eingegangen.
Globale Auswirkungen der Treibhauseffekte auf die Umwelt
Schon heute werden die Folgen der Erderwärmung überall auf der Welt beobachtet. Vor allem ist die südliche Hemisphäre von den Auswirkungen der Treibhauseffekte am stärksten betroffen. Dazu gehört insbesondere der südasiatische Raum,[10] China, große Teile des afrikanischen Kontinents, insbesondere die Sahelzone, sowie die Karibik und der Golf von Mexiko (Angenendt 2011: 185-186). Die Einwohner dieser Weltregionen werden mit meteorologischen Anomalien konfrontiert, die in den letzten dreißig Jahren immer häufiger beobachtet werden. Zum einen sind es die Extremwetterereignisse, die in Form von Starkregen, Überschwemmungen, Stürmen, Dürreperioden sowie Desertifikation auftreten (IPCC 2014; Martin 2015). Zum anderen sind es die langfristigen Veränderungen der Landschaften und ökologischen Systeme.
Die aus denRahmen des Normalen entgleitende Naturphänomene haben gravierende Auswirkungen auf die ländlichen Regionen, in denen die Menschen den Naturkatastrophen wehrlos ausgesetzt sind. Der überwiegende Großteil der Bevölkerung der betroffenen Regionen lebt in ärmlichen Verhältnissen, somit ist jede Verschlechterung von natürlichen Umweltbedingungen gleichbedeutend mit existenzbedrohenden Szenerien, weil ihre subsistenzorientierten Lebensstile von intakten Kreisläufen der Ökosysteme abhängen (Kartiki 2011: 25-27). Bleibt die Ernte aufgrund von langanhaltenden Dürreperioden oder starken Regenfällen aus, stehen den Menschen keine finanziellen Möglichkeiten zur Verfügung, um auf Fremdversorgungssysteme ausweichen zu können. Wenn die eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht für die grundlegende Nahrungsmittelversorgung ausreichen, herrschen Hungersnöte und Elend. Viele Menschen werden aus der Verzweiflung heraus in den Selbstmord[11] getrieben — ein tabuisiertes Politikum im islamischen Staat (Salam/Alonge/Islam 2017: 2; 6). Perspektivlosigkeit zwingt diese Menschengruppen, die ländlichen Heimatregionen zu verlassen und in die benachbarten Großstädte zu ziehen. Dieser Zuwanderungsprozess führt zu steigender Bevölkerungsdichte der urbanen Areale, der durch Verslumung ganzer Landstriche illustriert wird.
Die vom Klimawandel betroffenen Staaten des globalen Südens gehören zu den sogenannten Schwellenländern und verfügen nicht über ausreichende technische und infrastrukturelle Kapazitäten zur Durchsetzung von präventiven Maßnahmen gegen die Naturgewalten. Ebenso schlecht können sie sich vor den klimatischen Anomalien in vollem Umfang schützen. Die Folgen dieser bedauerlichen Entwicklungen lassen sich anhand vieler Katastrophen porträtieren. Zu den verheerendsten Ereignissen der letzten Jahre zählt der Taifun Haiyan, der im November 2013 auf den Philippinen wütete und über 10.000 Menschen in den Tod riss (Spiegel Online, vom 10.11.2013). Mit nicht weniger verheerenden Folgen wütete Zyklon Pam auf 80 pazifischen Inseln des Staates Vanuatu und des Inselstaates Tuvalu im März 2015 (Spiegel Online, vom 21.03.2015). Auch am Horn von Afrika mussten allein über 710.000 Menschen vor der langanhaltenden Dürreperiode fliehen, die sie über sechs Monate hinaus heimsuchte (Deutschlandfunk Kultur, vom 25.04.2017). Laut Schätzungen des International Displacement Monitoring Centre (IPMC) befinden sich pro Jahr 18,7 Millionen Menschen durch Auswirkungen von Naturkatastrophen auf der Flucht. Damit ist die Zahl der Vertriebenen durch Gewaltkonflikte mit 11.774 Millionen deutlich niedriger als die der Opfer von Naturkatastrophen (IPMC Global Report 2018). Diese Zahlen zeigen besorgniserregende Tendenzen auf. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird Ihre Aufschlüsselung unter dem umweltpolitischen Blinkwinkel erfolgen.
Die Umweltpolitik im Feld des anthropogen induzierten Klimawandels
Bislang ging die Zunahme der wirtschaftlichen Produktion mit der Verschmutzung der Umwelt einher: Die Wasser- und Luftqualität in chinesischen oder indischen Industriestädten sind stark mit Giftstoffen kontaminiert (McDonald/Shemie 2018: 36f.). Die menschlichen Wirtschaftsaktivitäten machen viele Weltregionen unbewohnbar. Sie gelten somit als die primären Auslöser der neuzeitlichen Wanderbewegungen (Rockström 2009; Scholz 2009: 108; 118).
Die gegenwärtige Umweltpolitik der frühindustriellen Staaten basiert auf dem Versprechen des Grünen Wachstums, welches sich auf die innovationstechnischen Instrumente der Ökoeffizienz und Konsistenz[12] stützt (Leitschuh 2013/Fatheuer et al. 2015). Paradoxerweise sind diese Bestrebungen von Rebound-Effekten begleitet, die jede Effizienzsteigerung durch höheren materiellen Produktionsaufwand und Ressourcenverbrauch aufzehren. An dieser Stelle kommen die ethisch-moralischen Fragen nach der Zulässigkeit eines uneingeschränkten, unbegrenzten Wachstums auf einem Planeten mit endlichen Ressourcenkapazitäten auf. Der renommierte Ökonom Herman Daly konstatierte, dass das natürliche Kapital der Erde vom Mensch kontinuierlich ausbeutet wird, was seine Lebensgrundlagen in die Gefahr einer folgenschweren Destabilisierung bringt (Daly 1996: 102). Dazu merkt er Folgendes an: «Depletion of renewable natural capital is in some ways a more serious matter because reduced stocks or populations of plants and animals will lead to a reduction in sustainable flow of resource inputs and ecosystem services» (vgl. ebd.).
Die systematisierte Umweltbelastung wurde zum Ausgangspunkt umweltpolitischer Debatten, die ihren internationalen Durchbruch mit der ersten Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Schweden 1972 fand. Diese Konferenz ebnete den Weg für weitere internationale umweltpolitische Abkommen. Eine Zäsur in der Geschichte der internationalen Klimapolitik setzte die internationale UN-Konferenz über die Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992 in Rio de Janeiro. An den Klimaverhandlungen nahmen Delegierte aus 178 Staaten teil, die umweltpolitischen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung mit der Etablierung der Agenda 21 setzten. Im Rahmen der gemeinsam konzipierten politischen Handlungsvorgaben wurden die ersten Planentwürfe zur Reduktion der stark angestiegenen CO2-Konzentration in der Atmosphäre vorgelegt, welche für den globalen Treibhauseffekt mitverantwortlich ist (Stock 2018: 134-135). Die jüngsten Verhandlungen des Pariser Klimagipfels im Herbst 2015 spiegelten das große Interesse der internationalen Weltgemeinschaft wider, die konkreten umweltpolitischen Ziele zur Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C über dem vorindustriellen Wert von 1750 umsetzen zu wollen. Allerdings erhielt die freiwillige Selbstverpflichtung der Teilnehmerstaaten viele kritischen Stimmen — es wurde der unzureichende Ehrgeiz konstatiert. Dem folgte im Sommer 2017 die offizielle Verkündung des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, die Ratifizierung des Pariser Klimaschutzvertrags zu verwehren. Zur Begründung gab er an, dass das Pariser Abkommen den amerikanischen Steuerzahlern ein «unermessliches Vermögen» kosten wird und unweigerlich zum Abklingen der wirtschaftlichen Produktivität führt.[13] Demnach seien die Reglungen des Klimavertrags für das Land ein «very, very big economic disadvantage,» (Donald Trump, Official Statement, vom 01.06.2017). So wird die amerikanische Klimaskepsis begründet: Der Vorrang wird den kurzsichtigen wirtschaftspolitischen Entscheidungen eingeräumt, aber nicht den umweltpolitischen Problemen. Dem anzuschließen wären auch die ambitiösen Zielsetzungen der UN-Agenda 2030. Den Sustainable Development Goals (SDJ)mangelte es, wenn nicht an Enthusiasmus, doch an präzisen Auslegungen der Nachhaltigkeitsvorgaben zum Schutz der ökologischen Umwelt. Allerdings trägt sowohl das Pariser Klimaschutzabkommen als auch die Agenda 2030 zur zivilgesellschaftlichen Bewusstseinsschaffung für die Themen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes bei (UNDP 2016: 43).
Während auf der großen internationalen Bühne die umweltpolitischen Erfolge gefeiert und Niederlagen verbucht werden, mehren sich die ökologischen Umweltprobleme und mit Ihnen auch die Krisenanfälligkeit der Armen und Schwachen, die von ihnen heimgesucht werden.
Umweltinduzierte Flucht und Migration
Die rechtspopulistischen Parolen erleben in der Weltgemeinschaft eine Hochkonjunktur. Vor allem im Osten des Landes steht Fremdenfeindlichkeit an der Tagesordnung. So werden die Schiffsrettungsaktionen auf dem Mittelmeer auf der Pegida-Kundgebung in Dresden mit Ausrufen «Absaufen! Absaufen! Absaufen!» begleitet (Telepolis, vom 18.08.2018). Die Rolle der Opfer und Täter wird willkürlich miteinander vertauscht. Die sich ausbreitende Xenophobie, die ihren Nährboden in Reihen der von Politik vernachlässigten und unterpräsentierten Bürger findet, stellt die Zivilgesellschaft auf Probe. Die Anzahl der gestrandeten Flüchtlinge wecken in der Europäischen Union fremdenfeindliche Ressentiments. Viele wittern die Bedrohung des eigenen Wohlstands sowie den Verlust kultureller Identität (Bade 2013). Selbst in den politischen Reihen werden die Asylantragsteller zu persona non grata erklärt, die Asylurlaub auf Kosten des ohnehin finanziell überlasteten Staates machen wollen. Die Wanderbewegungen vor den Gewaltkonflikten, Kriegen und sich zunehmend verschlechternden Umweltbedingungen werden zu «Masseninvasion» der «Wirtschaftsflüchtlinge» oder «Armutswanderer» im populistischen Sinne diffarmiert (vgl. Bade 2013).
Vor dem Hintergrund des europäischen Flüchtlingsdilemmas kursiert in den Medien eine Vielzahl von undifferenziert Begriffen, die im Kontext des Themenfelds nahezu inflationäre Anwendung erfahren. In den öffentlichen Diskursen und Auseinandersetzungen dominieren zwei Fachtermini — Flucht und Migration,die aufgrund ihrer semantischen Abgrenzung einer näheren Erläuterung bedürfen. Die enge Verflechtung von diesen Begriffen mit der grenzüberschreitenden Mobilität wird im Folgenden ausdifferenziert.
Zur begrifflichen Ausdifferenzierung von Flucht und Migration
Die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951, die auch als Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge bezeichnet wird, legt fest, welche Subjekte vor der internationalen Weltgemeinschaft als Flüchtlinge gelten dürfen. Im Artikel 1A(2) der Genfer Flüchtlingskonvention werden die zu erfüllenden Kriterien für die Anerkennung der Person als einen Flüchtling folgendermaßen definiert:
Any person who […] owing to a well-founded owing to well-founded fear of being persecuted for reasons of race, religion, nationality, membership of a particular social group or political opinion, is outside the country of his nationality and is unable or, owing to such fear, is unwilling to avail himself of the protection of that country; or who, not having a nationality and being outside the country of his former habitual residence as a result of such events, is unable or, owing to such fear, is unwilling to return to it (United Nations General Assembly 1951).
Heute erkennen 148 Staaten die völkerrechtliche Definition eines Flüchtlings an, allerdings obliegt es den Aufnahmestaaten, bestimmte Voraussetzung festzulegen, um entsprechende Anerkennungsverfahren zu durchführen. In diesem Prozess werden die Asylanträge auf ihre Validität geprüft. Anschließend wird über die Gewährung oder die Ablehnung des Bleiberechts entschieden (UNHCR 2015: 46f; Nuscheler 2004: 187).
Unter dem Akt derFlucht versteht die internationale Weltgemeinschaft eine unfreiwillige Wanderung, die weder beabsichtigt noch geplant ist und aus der akuten Not heraus stattfindet. Die bislang häufigsten Ursachen für die Flucht sind gewaltsame Konflikte und Kriege gewesen. Allerdings drängen immer mehr Umweltprobleme in den Vordergrund, die Binnenflucht und grenzüberschreitende Migration zur Folge haben.
Die Migration[14] dagegen impliziert eine geplante und durch bestimmte Begleitumstände motivierte Abwanderung der Bevölkerungsgruppen an einen neuen Wohnort. Das Phänomen der Migration wird in der Forschung durch seinen zeitlichen und räumlichen Kontext definiert: geht es um eine dauerhafte und nationalstaatliche Grenzen überschreitende Verlagerung des Wohnsitzes, so handelt es sich um die Migration (UN DESA 1998: 9). Aus der historischen Perspektive betrachtet, blickt die Tradition des Migrierens auf eine lange Geschichte zurück: Auf freiwilliger Basis haben sich die Migranten zu einem dauerhaften Ortswechsel entschieden. So sind die USA und Kanada Paradebeispiele für Migrationsländer, die von der gold rush Ära der Abenteuer und Verfolgung wirtschaftlichen Interessen geprägt war. Der aus freien Stücken erfolgte Entschluss zum Übersiedeln lag nur in der Eigenverantwortung von Migranten, die kein Anrecht auf fremde Hilfe in Anspruch nehmen konnten (Angenendt 2011: 178-179).
In der Menschheitsgeschichte spiegelten die Wanderbewegungen die bedeutenden historischen Ereignisse wider. Auch heute noch porträtieren die Völkerwanderungen die historischen Entwicklung der kolonialen Vergangenheit der europäischen Staaten (Fabritius 2018: 165). Allerdings hat im Zuge der Globalisierung das Phänomen der Völkerbewegungen neue Gestaltungsformen angenommen. Die weltweite Zunahme der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsdynamik verändert die strukturellen Zusammenhänge der Migrationsbewegungen, deren Hintergründe immer komplexer werden.
Im Rahmen des UNEP-Berichts wurde die erste Definition eines Umweltflüchtlings getroffen: «those people who have been forced to leave their traditional habitat, temporary or permanently, because of a marked environmental disruption (natural and/or triggered by people) that jeopardized their existence and/or seriously affected the quality of their life» (El-Hinnawi 1985: 4). Hier wird zwar auf das Element der Unfreiwilligkeit und der unmittelbaren Existenzgefährdung verwiesen, allerdings kommt die Problematik der anthropogenen Umwelteinflüsse nur bedingt zum Tragen. Nach wie vor handelt es sich hierbei um eine «Grauzone,» die verlässliche Aussagen erschwert (Fabritius 2018: 64). Im Zuge dessen haben die Wissenschaftler einen Vorschlag unterbreitet, in der Migrationsforschung den Fachterminus «Klimaasylsuchender» oder «Umweltmigrant» verbindlich zu integrieren (WBGU 2008: 125-126). Diese Bezeichnung ist insofern neutral und gleichermaßen breit aufgestellt, weil es nicht die Gefahr läuft, die rechtliche Schwäche des Fachterminus Flüchtling in dem Maße zu überstrapazieren, dass dafür konkrete Ursachen und Motive für die Wanderung eindeutig festgelegt werden müssen.
Die Forschung konzentrierte sich auf die Aufstellung von Umweltfaktoren, die im Zuge der globalen Erderwärmung gravierende Auswirkungen für die Menschen in gefährdeten Regionen haben. Es wurde die zentrale These vertreten, dass im Zuge der Zunahme von Extremwetterereignissen und Population die Verfügbarkeit von natürlichen Ressourcen wie Süßwasser, Agrarfläche, Nahrung und Energie immer knapper wird. Daraus resultieren die Annahmen, dass immer mehr Menschen in der Zukunft aus den betroffenen Regionen flüchten oder migrieren werden, nicht zuletzt, weil die Konkurrenz um die zum Leben nicht im ausreichenden Umfang vorhandenen Ressourcen zu Konflikten führen werden (Welzer 2010). In diesem Kontext wird die Kategorie der Wanderung nur schwer zu bestimmten sein, da sich die umweltinduzierten Gründe und wirtschaftliche Motive bei der Entscheidung für eine Wanderung überlappen werden. Demnach ist davon auszugehen, dass klimatische Faktoren die Wanderungsimpulse sowohl für die Flucht als auch die Migration aussenden werden. Trotz diffuser Auslegung der beiden Begriffe im umweltrelevanten Anwendungskosmos muss der Umweltfaktor als völkerrechtlich anerkannter Wanderungsgrund in den politischen Kontext eingebettet werden.
In der globalisierten Welt erschweren die verflochtenen Strukturen der Fluchtgründe gegenwärtiger Massenfluchtbewegungen die Klassifizierung und Festlegung von Asylstatus. Der Bedarf an Reformierung der rechtskräftigen Flüchtlingskonvention ist mehr als erforderlich, um die konventionelle Definition des Begriffs Flüchtling im Sinne der internationalen Schutzrechtbestimmungen zu erweitern und neuzeitlichen Erfordernissen anzupassen (Nuschler 2004: 107f.).
Die rechtliche Lage der umweltbedingten Flucht und Migration
Trotz der beachtlichen Anzahl an fundierten Wissenschaftsbefunden, die das Phänomen der Umweltmigration bestätigt, der die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels zugrunde liegen, gibt es keine völkerrechtlich anerkannten Schutzrechte für massenhafte Wanderbewegungen (IPCC 2015). Wenn die Hilfesuchenden ein anders Land um Asyl bitten, wird Ihnen das Bleiberecht oftmals verwehrt, weil nach geltenden Rechtsnormen der Genfer Flüchtlingskonvention ihr Herkunftsland als politisch sicher eingestuft wird. Der Menschen fliehen nicht vor Klimawandel, sondern vor den Konsequenzen seiner Unberechenbarkeit — Naturkatastrophen und Umweltveränderungen, die sich in Überschwemmungen, Dürren, Bodenerosion, aber auch Artensterben, das zum Kippen ganzer Ökosysteme führt, widerspiegeln. Indessen dürfen die umweltinduzierten Gründe für Flucht- und Migration nicht isoliert betrachtet werden, weil sie die sozialen und wirtschaftlichen Faktoren beeinflussen können. Auf diese Weise bestimmen Armut, Bildungsstand und Aussichten auf Perspektiven für die Zukunft die umweltinduzierten Wanderbewegungen mit (Kartiki 2011: 32).
Wenn die Flucht- und Migrationsbewegung über staatlichen Grenzen hinaus erfolgt, können die klimatischen Folgen zu Spannungen führen. Nach wie vor tritt eine zwischenstaatliche Konkurrenz um den Zugang und Nutzung knapper Ressourcen häufig auf. Wenn die Lage eskaliert, können die anschwellenden Probleme in regionalen Gewaltkonflikten und Kriegen ausgetragen werden (Saha 2012: 595). Aber auch Binnenmigration kann die soziale Reibungen aufgrund von begrenzten Kapazitäten von Wohnraum oder regionaler Arbeitsmärkte hervorrufen (Reuveny 2005).
Im weltweiten Pool der nationalen Gesetzgebung als auch in den international verankerten Rechtsbestimmungen gibt es keine verbindliche Definition zum Status der Vertriebenen, die aufgrund von Veränderungen des Umweltklimas gezwungen wurden, ihre Wohnorte zu verlassen. In Folge dessen gibt es keinen offiziellen Status eines Flüchtlings oder eines Migranten, der die völkerrechtlich anerkannten Schutzrechte für sich geltend machen könnte. In Anbetracht der veränderten ökologischen Umweltbedingungen ist allerdings die Notwendigkeit geboten, diese rechtliche Lücke mit einer völkerrechtlichen Legitimationsgrundlage zu füllen. Die Arbeit der norwegischen Initiative Nansen, die heute unter der Platform on Disaster Displacement bekannt ist, liefert auf diesem Gebiet vielversprechende Leistung (PDD 2017).
Im Zuge der regulativen Einordnung zum Phänomen der klimabedingten Flucht- und Migration hat The International Organisation of Migration (IOM) vorgeschlagen, auf die begriffliche Verwendung von ‘Flucht’ und ‘Migration’ mit Verweis auf diffuse Definitionsabgrenzung zu verzichten und die Betroffenen als «environmentally displaced persons» (EDPs) zu bezeichnen. Zum Begriff wird eine Erläuterung formuliert:
Persons who are displaced within their country of habitual residence or who have crossed an international border and for whom environmental degradation, deterioration or destruction is a major cause of their displacement, although not necessarily the sole one (IOM 2014: 13).
Diese Bezeichnung ist insofern wertfrei, weil sie die Umstände der Problemlage widerspiegelt, ohne dabei in Bedrängnis terminologischer Erklärungsnot zu kommen.
Auf Forschung basierte Prognosen erwarten den Anstieg von Binnenflucht- und Migration. Das resultiert aus der Tatsache heraus, dass der überwiegenden Mehrheit von Betroffenen die finanziellen Möglichkeiten fehlen, lange Strecken in die fremden Landregionen oder gar über die nationalstaatlichen Grenzen hinaus auf sich zu nehmen. Mit dieser Entscheidung ist auch der Wunsch einer baldigen Heimatrückkehr verbunden, dem nur im seltenen Fall entsprochen werden kann. In diesem Zusammenhang gibt es keine zuverlässigen Zahlen zu Heimatrückkehrern, die in Folge von klimatischen Katastrophen fliehen mussten. Es gibt wissenschaftlich ungeprüfte und daher nicht für die Arbeit zulässigen Quellenangaben über die Gesamtanzahl der Geflüchteten,[15] die verhältnismäßig geringe Rückkehrerquoten konstatieren. Im Fall der umweltinduzierten Flucht und Migration ist deshalb anzunehmen, dass die klimatische Zuspitzung der Umweltverhältnisse eine zeitnahe Heimkehr ausschließt.
In der Migrationsforschung werden Begriffe Klimaflucht- und migration sowie Ökoflucht- und migration verwendet, die im Kern den Versuch darstellen, die umweltbedingten Gründe für Fluchtund Migrationin einem Wortkonstrukt zu vereinen. In diesem Zusammenhang ist die Verwendung des Fachterminus Umweltflucht- und migration naheliegender. Die IOM stellt hierfür eine Definition zur Verfügung, die Auswirkungen der klimatischen Anomalien in den Vordergrund der Wanderungsgründe stellt:
Environmental migrants are persons or groups of persons who, predominantly for reasons of sudden or progressive change in the environment that adversely affects their lives or living conditions, are obliged to leave their habitual homes, or choose to do so, either temporarily or permanently, and who move either within their country or abroad (IOM 2014: 13).
Es bleibt anzumerken, dass das Phänomen der umweltinduzierten Wanderung bereits Mitte der 1980er Jahre von dem Wissenschaftler Essay El-Hinnawi verwendet wurde (Müller/Haase/Kreienbrik et al. 2012: 12). Allerdings wurde diesem Umstand bis vor wenigen Jahren keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt:
There has been no coordinated response by governments to address human displacement due to climate change — whether domestic or international, temporary or permanent. And given the nature and magnitude of the problem which climate change displacement presents, ad hoc measures based on existing domestic regimes may lead to inconsistency, confusion and conflict (Hodgkinson/Young 2010: 7).
Um die Zusammenhänge des Klimawandels und der Flucht- und Migrationsbewegungen sowie damit verbundenen Herausforderungen zu verdeutlichen, wird nach diesem theoretischen Abschnitt der Arbeit die Umweltsituation in Bangladesch einer Analyse unterzogen.
4 Die Auswirkungen des Klimawandels in Bangladesch
In diesem Kapitel werden die Auswirkungen des Klimawandels in Bangladesch anhand von mehreren Indikatoren analysiert, die sich schwerpunktmäßig auf die sozialen und wirtschaftlichen Zustände, die Auswirkungen von Extremwetterereignissen sowie der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung konzentrieren werden. Im weiteren Arbeitsverlauf wird die Betroffenheit der ausgewählten Weltregion und damit verbundenen Herausforderungen herausgearbeitet.
Umweltflucht- und Migration am Fallbeispiel von Bangladesch
Mit 166,6 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von 147.570 km² gehört Bangladesch zu einem der bevölkerungsdichtesten Länder[16] der Welt. Innerhalb der letzten zwanzig Jahre hat sich die Hauptstadt Dhaka zu einer Megastadt entwickelt. Verschiedenen Quellen zufolge leben dort zwischen 15 und 20 Millionen Einwohner. Die urbanen Areale sind geprägt von Armut und Not. Mehr als die Hälfte aller Bangladeshi leben mit 1,25 Dollar am Tag deutlich unterhalb der Armutsgrenze (Kartiki 2011: 23-24).
Bangladesch ist der Hauptleidtragende des voranschreitenden Klimawandels, der die schlechten Lebensbedingungen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung verschlimmert. Bisher trug die wirtschaftliche Aktivität[17] des sogenannten Entwicklungslandes zu globalen klimatischen Veränderungen kaum bei. Eine Reihe von internationalen Organisationen schreibt dem Land in den letzten Jahren eine positive wirtschaftliche Entwicklung zu. Heute ist Bangladesch neben China der führender Textilproduzent der Welt. In der Textilindustrie werden über 4 Millionen Menschen, davon 90% der Frauen beschäftigt. Mit dem Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza im April 2013 wurde das öffentliche Aufsehen zu den prekären Arbeitsbedingungen und laschen Sicherheitsstandards erregt, die 1133 Menschen das Leben kosteten (Reinecke/Donaghey 2015).
Neben der Textilbranche ist die zweitgrößte Stadt Chittagong für ihren Schiffsfriedhof bekannt. Auf den Abwrackwerften wird in mühseliger Handarbeit ohne erforderliche Schutzmaßnahmen die Verschrottung von ausgemusterten Containerschiffen aus den westlichen Ländern betrieben. Die Abwrack-Industrie erlebt einen wirtschaftlichen Boom, der auf die fehlenden Umweltauflagen, der Ausbeutung von Arbeitskraft der Kinder- und Saisonarbeiter sowie Korruption zurückzuführen ist. Laut der Studie werden in Bangladesch jährlich bis zu 194 Schiffe zerlegt — eine Praktik, die als bedeutendes nationales und globales Risiko eingestuft wird (Shipbreaking Platform 2017: 10). Die ökologischen Folgen des Beaching[18] sind desaströs.[19]
Aufgrund seiner besonderen geografischen Lage gehört Bangladesch zu Weltregionen, die von Auswirkungen der Erderwärmung am stärksten bedroht sind. Dieser umweltbedingten Verwundbarkeit liegt die Besonderheit zugrunde, dass nahezu die gesamte Staatsfläche tiefe Flachlandschaft bildet, die im Durchschnitt sechs Meter über dem Meeresspiegel liegt. Im Mündungsdelta der Flüsse Brahmaputra, Ganges und Meghna befindet sich Sumpfgebiete, die sich insbesondere für den Reisanbau eignen. Im Norden ist das Land von Himalaya Gebirge umgeben, das die ganze südasiatische Region mit Süßwasser versorgt, während im Süden sich der Golf von Bengalen erstreckt. Tropische Zyklonen und Wirbelstürme, Überschwemmungen, Sturmfluten und Dürren prägen das klimatische Bild des tropischen Landes (NAPA 2005: 18).
Rund 63% der Landbevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder der Fischzucht und sind aufgrund ihrer subistenzorientierten Versorgungsstrukturen auf das Naturkapital angewiesen (Kartiki 2011: 25). Infolge des Klimawandels werden die Dienstleistungen der natürlichen Ökosysteme stark beeinträchtigt. Der Stärkegrad sowie die Häufigkeit von Umweltkatastrophen hat in den letzen Jahren stark zugenommen (NAPA 2005). Die steigenden Temperaturen führen zum verstärkten Abschmelzen der Himalaya Gletscher und damit dem Anstieg des Wasserspiegels sowohl in den Flüssen als auch im Meer. Es kommt zu Überflutung der südlichen Regionen des Landes. Damit einhergehenden Landschaftsveränderungen durch Landverlust zwingen die Menschen, ihre Wohnorte zu verlassen und immer weiter ins Landesinnere vorzudringen. Die Auswirkungen von Zyklonen,[20] tropischen Wirbelstürmen und hohen Flutwellen führen zur Beeinträchtigung von landwirtschaftlichen Nutzflächen durch Bodenversalzung.
In den Küstenregionen von Bangladesch wohnen etwa 40 Millionen Menschen, die gegenüber den Extremwetterereignissen sehr verwundbar sind. Die im IPCC Bericht aufgestellten Prognosen für das Jahr 2100 berichten vom globalen Anstieg des Meeresspiegels bis zu 0,98 Meter (IPCC 2013). Würde der prognostizierte Umstand eintreten, so wird Bangladesch 20% seines Territoriums an das Meer verlieren. Gleichsam werden ca. 50 Millionen Menschen, die schon heute unter fünf Meter über dem Meeresspiegel leben, obdachlos.
Die Auswirkungen des Klimawandels sorgen für instabile Witterungsbedingungen, die sich in häufigen zeitlichen Verschiebungen von Regenzeiten und Dürreperioden widerspiegeln. Auch die Menge der Niederschläge ist starken Schwankungen unterworfen. Vor allem in den ländlichen Gebieten sorgt die klimatische Variabilität für „Überraschungseffekte“ mit fatalen Folgen: Ernteausfälle führen zum Verlust von Nahrungsmittelsicherheit und stabilen Einkommensmöglichkeiten, was zur Hauptursache für die Abwanderung der Landbevölkerung in die nahgelegenen Großstädte wird (UNICEF 2016: 16). In den bevölkerungsdichten Elendsvierteln der Außenbezirke von Dhaka City finden sie weder eine menschenwürdige Unterkunft, noch eine zum Leben ausreichende Grundversorgung: „The city has become a centre for marginalised people who have been displaced from their homes“. (Saha 2012: 596). Eine staatliche Hilfe für die Geflüchteten gibt es nicht. In der Zukunft wird sich die urbane „Barackenbildung“ ausweiten, weil der Klimawandel immer mehr Umland „in Mitleidenschaft ziehen wird“ (Randers 2012: 207-208).
Das umweltbedingte Problembündel spiegelt sich in den Zahlen wieder, die eine repräsentative Auskunft über die Binnenmigration geben. Täglich kommen bis zu 3000 Menschen in die Hauptstadt von Bangladesch. Auch die grenzüberschreitenden Wanderbewegungen haben im Laufe der letzten Jahre stark zugenommen. Im Zeitraum von 2000 bis 2010 wanderten aus Bangladesch ca. 511.000 Menschen ab. Diese Zahl hat sich zwischen den Jahren 2010 und 2015 mit ca. 505.000 Menschen fast verdoppelt (UN DESA 2017(a): 15). Im Jahr 2017 gehörte die Wanderungsbewegung von Bangladesch nach Indien mit 3,1 Millionen Menschen weltweit zum sechst größten bilateralen Korridor (UN DESA 2017 (b): 14). Das resultiert durch die günstige geografische Lage der beiden Staaten sowie ihre historische[21] Nähe. Insgesamt bilden die Migranten aus Bangladesch mit ca. 7,5 Millionen Menschen eine der größten Diaspora der Welt (UN DESA 2017 (b): 13-14).
Forschungsergebnisse zahlreicher Institutionen belegen, dass unter dem Druck des Klimawandels die Staatsstrukturen wirtschaftsschwacher Weltregionen besonders krisenanfällig sind. Demnach ist ein hohes Sicherheitsrisiko sowohl auf der nationalen als auch der internationalen Ebenen nicht auszuschließen (Fabritius 2018: 17). Bangladesch illustriert das Beispiel eines solchen Staates, der besonders von den klimatischen Auswirkungen anthropogener Einwirkungsfaktoren betroffen ist und damit vor großen umwelt- und sicherheitspolitischen Herausforderungen steht.
Nun widmet sich das nächste Unterkapitel der Auswertung von Ergebnissen, die anschließend in das umweltpolitische Gefüge eingebettet werden.
Ergebnisse der Fallstudie und ihre Auswertung
Im vorherigen Kapitel wurde der ausgewählte Ausschnitt negativer klimatischer Effekte auf die Landbevölkerung vorgestellt, die in Gestalt von Extremwetterereignissen, der Beeinträchtigung der Nahrungsmittelproduktion durch Zerstörung von Agrarflächen sowie dem territorialen Verlust in Erscheinung treten. Das Ziel dabei war nicht nur die eklatante Situation dieser Weltregion aufzuzeigen, sondern daraus die Ursachen für eine umweltbedingte Flucht und Migration abzuleiten.
Die extreme Armut, das geringe Bildungsniveau, die Überbevölkerung und die schwachen Funktionsstrukturen des Staatsapparats zeichnen die betroffene Weltregion aus. Aus der Fallstudie ist die Erkenntnis abzuleiten, dass die klimarelevante Umweltproblematik, die aus den wirtschaftlichen Bestrebungen der Industriestaaten resultieren, die Last dieser sozialpolitischen und wirtschaftlichen Baustellen zusätzlich verstärken. Wie kann die politische und ökonomische Stabilität in den betroffenen Staat aufrechterhalten werden, wenn die klimatischen Umweltveränderungen zum Risikofaktor werden? In der Regel gibt es zwei mögliche Lösungswege, die darin bestehen, sich an die neuen Naturgegebenheiten zu adaptieren oder die Heimatregion zu verlassen:
People can adapt to adverse environmental changes either by defending against them, or by leaving affected areas. The choice between these options depends on the extent of change and the technical capabilities of the society. Developed countries are likely to defend against the changes. Less Developed Countries are less able to do so since this effort requires high levels of investment and technological expertise, which they lack. People living in less developed countries may have no choice but to migrate from the affected areas (Reuveny 2005: 2).
Wie das Fallbeispiel von Bangladesch zeigt, ist die umweltinduzierte Binnenflucht[22] mit dem Verlust sozialer und finanzieller Stabilität verbunden. Die Betroffenen wandern in die Elendsvierteln der großen Städte ein, wo sie harter körperlichen Arbeit für geringe Entlohnung nachgehen müssen. Nach Meinung von Katha Kartiki besitzt die Migration keinen adaptiven Charakter:
Migration as a temporary coping strategy cannot be termed ‘adaptation’ for it may not improve the resilience of households to deal with future climate shocks and stresses. This is especially so if migrants face resource scarcity at their destination, conflict with existing population, lower income and/or loss of rights during the process of resettlement in a new area. […] In the case of rural urban migration, migrants experienced a substantial increase in their living expenses (rent for their houses, school fees for children, price of daily ration) and difficulty in finding jobs owing to their limited skills and lack of training, and difficulty in paying off previous debts (Kartiki 2011: 34).
Deshalb wäre es von Vorteil, im Rahmen von internationalen Entwicklungsprogrammen[23] eine zielorientierte Unterstützung für die Etablierung struktureller Anpassungsmaßnahmen an die neuen Umweltbedingungen anbieten zu können. Dazu spricht IDMC im aktuellen Report folgende Empfehlung aus:
Internal displacement must be integrated into existing development mechanisms, particularly national development plans and poverty reduction strategies. Failure to address long-term displacement has the potential to undermine the 2030 Agenda for Sustainable Development. Greater investment in national and regional efforts to build peace, reduce disaster risk and address the impacts of climate change need also to consider displacement risk (IDMC 2018:3 )
Die Projekte verfolgen das Ziel, die Bereitstellung von entwicklungspolitischer Assistenz zu gewährleisten und die Wege zur Förderung von alternativen Versorgungsstrukturen zur Resilienzsteigerung zu implementieren. Mit den Entwicklungsinitiativen können prophylaktische Maßnahmen zur Vorbeugung von Konfliktpotentialen erreicht werden.
Den Kern solcher Projekte bildet das Krisenmanagementsystem. Dazu gehört die Installation von Frühwarnsystemen, die Errichtung von notwenigen Infrastrukturen sowie der Küstenschutz (Rawlani/Sovacool 2011). Zur nachhaltigen Adaption an die vorherrschenden Umweltzustände werden experimentelle Projekte unterstützt, die Schwerpunkte auf den landwirtschaftlichen Sektor legen. Im Fokus der Initiativen stehen die alternativen Anbaumethoden der salzresistenten Nutzpflanzen. Damit können die brachliegenden Böden wieder für den Reisanbau genutzt werden, um die langfristigen Einkommensperspektiven für die Bauern und ihre Familien zu schaffen. Eine weitere strukturelle Lösung bietet die Umwandlung von ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzflächen zu Fischfarmen. Unter den veränderten Umweltbedingungen können auf diese Weise neue Formen der subsistenzorientierten Nahrungsmittelversorgung auf lokaler Ebene entstehen (vgl. end.).
Auch Bildungsinitiativen können vor Ort Perspektiven schaffen. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle das Bildungsprogramm The BRAC, das zusätzlich zum kostengünstigen Schulunterricht die materielle Unterstützung, z.B. in Form von Schuluniformen für junge Mädchen anbietet (The BRAC Centre 2016). Damit leistet das Programm einen wichtigen sozialen Beitrag, der für die Lebensentwicklung junger Menschen in dieser Weltregion besonders wertvoll ist.[24] Gerade die Bildung ist ein wirkungsstarkes, entwicklungspolitisches Instrument gegen extreme Armut und Perspektivlosigkeit.[25]
Die Förderungsprojekte und Initiativen zur Bildung resilienter Zivilgesellschaft in Bangladesch werden erfolgreich umgesetzt und ihre Potentiale sind noch lange nicht ausgeschöpft, allerdings stoßen auch sie an ihre Grenzen. Wenn das Land mit den anthropogenen Klimafolgen zerstörerischen Ausmaßes konfrontiert wird, bleibt nur eine Möglichkeit— zu gehen.
Bis 2050 wird die Zunahme der umweltinduzierten Wanderungen etwa 200 Millionen Menschen betragen (Müller/Haase/Kreienbrink et al. 2012: 32). Wenn schon heute keine radikale Umkehrwende in der globalen Umweltpolitik zum Klimaschutz stattfindet, die eine Reduktion der klimarelevanter Treibhausgase herbeiführen wird, können die neuen Herausforderungen der umweltinduzierten Migration für die internationale Weltgemeinschaft schwerwiegende Folgen haben, die sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur bedingt vorhersagen lassen. Allerdings steht fest, dass „climate change affects the availability of resources and reshapes geographical boundaries, communities will be forced to migrate to gain access to natural resources, and seek more productive livelihoods“ (Kartiki 2011: 21-23).
Die frühindustrialisierten Staaten stehen in der Pflicht, die Verantwortung für die Zuspitzung der klimatischen Bedingungen in den Ländern des globalen Südens zu übernehmen. Gerade dort finden die verheerenden Umweltkatastrophen statt, während die Folgen des Klimawandels für die industrialisierte Welt kaum wahrnehmbar sind und somit keine akute Existenzbedrohung darstellen: “while for countries, the impacts might be lifestyle threatening, for others it is life threatening” (NAPA 2005: 2). Deshalb müssen die Vertreter von Industriestaaten sowie global agierende Stakeholder auf die Erfordernisse von neuzeitlichen Phänomenen der umweltinduzierten Wanderbewegungen eingehen, indem sie dem alten Regelwerk, der Genfer Flüchtlingskonvention einen neuen Schliff geben oder sie vollständig ersetzen — sofern die rechtskräftigen Standards nicht auf die umweltinduzierte Flucht und Migration anwendbar sind (Hodgkinson/Young 2010; Angenendt 2011: 190). Ohne die völkerrechtliche Anerkennung der betroffenen Bevölkerungsgruppen als EDPs wird ihre Lage in den Heimatregionen keine Verbesserung erfahren, weil sie Ihre Rechte und Garantien auf Schutz nicht geltend machen können. Auch in den Aufnahmeländern wird ihr Aufenthaltsstatus nicht klar definiert, was die mögliche Aussicht auf eine dauerhafte Niederlassung und Integration erschweren könnte. Eine Vielzahl an Verständigungsproblemen über die Kernfragen der aktuellen europäischen Migrationspolitik deutet aber darauf hin, dass der völkerrechtliche Vertragsrahmen für die Anerkennung der Umweltkatastrophen als einen Grund für Flucht und Migration noch in ferner Zukunft liegt.
Ferner muss angemerkt werden, dass Migration eine der letzten „Bastionen nationalstaatlicher Souveränität“ darstellt und die meisten Staaten sind bei dem Thema „traditionell zurückhaltend“ verhalten, wenn es darum geht, die „internationalen Standards zu setzen“ (vgl. SVR 2016: 6-7). Deshalb gilt: „Die Wahrung staatlicher (Kontroll-)Interessen einerseits und der Schutz der Rechte von Migranten andererseits müssen so ausbalanciert werden, dass positive Entwicklungseffekte von Migration für die Migranten selbst, die Herkunfts- und die Zielländer maximiert werden und die Sicherheit von Menschen und Staaten gewährleistet ist“ (vgl. SVR 2016: 7).
Ausblick
Die Menschheitsgeschichte ist durchzogen von Spuren der Wanderbewegungen: schon in prähistorischen Zeiten bildeten und prägten sie unsere Gesellschaft. Dieser Prozess wird sich weiterhin fortsetzen, allerdings in verstärkter Form — hervorgerufen durch die Folgen des anthropogenen Klimawandels. In der Zukunft wird die Zahl derer steigen, die sich vor den Auswirkungen klimatischer Anomalien in Sicherheit bringen werden. Bereits heute wird eine Reihe von Weltregionen mit den neuen Umweltherausforderungen konfrontiert, was die internationale Weltgemeinschaft zur Verantwortungsübernahme verpflichtet.
Die Untersuchung des Studienfalls Bangladesch zeigte, dass der internationale Handlungsdruck steigt. Selbst eine subsistenzorientierte Gesellschaft ist nicht von den Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels geschützt. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Entwicklung hat der südasiatische Staat einen begrenzten Zugriff auf die finanziellen, technischen und administrativen Kapazitäten für die umfangreichen Anpassungsstrukturen an die neuen Umweltbedingungen. In diesem Zusammenhang ist die bedeutende Rolle von Entwicklungsprogrammen und Projektinitiativen vor Ort besonders hervorzuheben, die zukunftsfähigen Perspektiven für die Betroffenen schafft. Allerdings kann die internationale Unterstützung in Form von Entwicklungsprogrammen bei der Stärkung von Krisenresistenz nur bedingt helfen, weil sie bei der Konfrontation mit den Auswirkungen von Extremwetterereignissen und den unaufhaltsamen Verlust der Landgebiete an ihre Grenzen stößt. Infolgedessen ist die enge internationale Kooperation gefragt, die Lösungswege für die komplexen umweltpolitischen Zusammenhänge entwickeln muss. Die Voraussetzung dafür ist die Stärkung der Zusammenarbeit auf multilateralen Ebene, damit die bestehenden umweltpolitischen Verbindlichkeiten eingehalten werden können, während der Raum für neue Möglichkeiten geschaffen wird.
Die Zunahme von meteorologischen Normwidrigkeiten auf der ganzen Welt erzeugt eine dringende Notwendigkeit, die umweltinduzierte Flucht und Migration als eine Anpassungsmaßnahme an die Herausforderungen des Klimawandels für gerechtfertigt zu befinden. Zielführend ist und bleibt die völkerrechtliche Anerkennung von klimatischen Extremen als Grund für die Flucht und Migration, um den Erfordernissen der betroffenen Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden. Zweifelsohne werden die Herausforderungen des Klimawandels zu gesellschaftlichen Veränderungen führen und die sozialen Missstände in den betroffenen Ländern verstärken. Der Klimawandel wird auch den Druck auf die nationale und internationale Sicherheitsstabilität ausüben und die globale Migrationsdebatte anheizen. Vor allem strukturell schwache und von einer Vielzahl von Problemen überforderten politischen Systeme können infolge dieser Last leicht nachgeben. Gerade in diesen extremen Situationen entsteht der Nährboden für potentielle Gefahren der anschwellenden Konflikte, die zu offenen Gewaltauseinandersetzungen bis hin zum Zusammenbrechen des Staates führen können. Im gleichen Maße ist auch die nationale Politik der Aufnahmestaaten gefragt, die ihre Flucht- und Migrationspolitik an die neuen Umweltgegebenheiten anpassen sollte. Nur auf diese Weise kann das Vertrauen der Bevölkerung gestärkt werden, damit Fremdenfeindlichkeit gegenüber den Vertriebenen keinen Platz in der Gesellschaft findet. Gerade Einwanderungsländer wie USA, Canada, Deutschland oder Russland haben viele Erfahrungswerte, die im kooperativen Dialog mit den Vertretern der internationalen Weltgemeinde sinnstiftend ausgetauscht werden können. Erst nach und nach kann die institutionelle Architektur globaler Migrationspolitik für die Erfordernisse der umweltinduzierten Herausforderungen ausgebaut werden.
Zu guter Letzt muss mit Nachdruck darauf verwiesen werden, dass die hier vorgestellten handlungsorientierten politischen Empfehlungen nur die Symptome, aber nicht die Ursachen der umweltinduzierten Wanderbewegung behandeln. Ganz besondere politische Relevanz sollte die verbindliche Umsetzung von Vereinbarungen zum Klimaschutz erhalten, um die voranschreitende Erderwärmung aufzuhalten. Die Zeit ist dafür längst überfällig. Ohne diese grundlegenden Maßnahmen werden keine politischen Strategien einen nennenswerten Erfolg verzeichnen.
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[1] Die einschlägigen Ausdrücke zur Wassermetaphorik stammen aus den Print- und Onlineausgaben deutscher Nachrichtenmedien (2015/2017), die eine inflationäre Verwendung gefunden hat.
[2] Damit ist die Theorie der Langen Wellen gemeint, nach der die Basisinnovationen die Zyklen des wirtschaftlichen Aufschwung auslösen und bestimmen (Schumpeter 1987: 110-112). So kann die Erfindung des Buchdrucks oder die Telekommunikation als Beispiel einer solchen Innovation gelten.
[3] Die Bezeichnung des neuen Zeitalters wurde mehrheitlich vom internationalem geologischen Kongress aufgenommen, unterliegt jedoch einer künftigen Ratifizierung durch das Komitee des IUGS.
[4] Wenn sich die klimarelevanten Gase wie Kohlendioxid, Stickoxid und Methan in der Atmosphäre anstauen, verhindern sie damit das Zurückstrahlen der Sonnenwärme ins Weltall. Die Folge diesen Effekts ist die Erderwärmung.
[5] Auch als Land Grabbing bekannt.
[6] Im weiteren Verlauf der Arbeit werden einige Beispiele der Modern Slavery im vierten Kapitelvorgestellt.
[7] Vor allem die Monokulturen wie Mais und Soja werden für die Produktion von Tierfutter und Biotreibstoffen angebaut . Andere große Produktionssektoren spezialisieren sich auf Rindfleisch und Palmöl (Martin 2015: 83-86; 127-128).
[8] Der Leiter des Resilience Center in Stockholm, Johan Rockström, sowie sein Forschungsteam führten den Begriff planetary boundaries ein. Insgesamt haben sie neun Grenzen festgelegt, u.a. Klimawandel, Versorgung der Meere, Ozonabbau in der Stratosphäre, Stickstoff- sowie Phosphorzyklus, Verschmutzung durch Chemikalien, Partikelverschmutzung der Atmosphäre, Artensterben (genetische Vielfalt), Landnutzungsänderung und Süßwasserverbrauch.
[9] Die erste Ausgabe des Berichts wurde 1972 veröffentlicht. Für die vorliegende Ausführung wurde das nachfolgende Buch „Grenzen des Wachtsums. Das 30-Jahre-Update. Signal zum Kurswechsel“ (2009) genutzt.
[10] Zu dieser Weltregion gehören Bangladesch, Indien und Pakistan.
[11] Für Bangladesch fehlen die genauen Zahlen der statistischen Datenerhebung.
[12] Mit Konsistenz ist die Kreislaufwirtschaft gemeint, der beispielsweise der Ansatz Cradle-to-Cradle von Michael Baumgart zugrunde liegt.
[13] Frei aus dem Englischen übersetzt. Das exakte Wortlaut heißt: „vastly diminished economic production“ (Donald Trump, Statement vom 01.06.2017).
[14] Migration kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Ortswechsel
[15] Die Migranten, die planmäßig ihre Heimat verlassen haben, werden sinngemäß dazu nicht gezählt.
[16] Die Bevölkerungsdichte beträgt … pro km² und befindet sich im internationalen Vergleich auf Platz acht.
[17] Aufgrund von geringer Aussagekraft des Bruttoinlandsprodukts (BIP) über die sozialen, politischen und kulturellen Entwicklungen wird im Rahmen dieser Arbeit auf die BIP Angaben bewusst verzichtet.
[18] Als ‘Beaching’ wird die Zerlegung von Schiffen in unmittelbarer Küstennähe bezeichnet.
[19] Im Wasserschlamm des Hafen finden sich hohe Mengen an Cadmium, Blei, Quecksilber, PCB, Asbest sowie vielen weiteren giftigen Verbindungen, die das Leben der Flora und Fauna stark beeinträchtigen (Shipbreaking Platform 2017).
[20] Von Zyklonen sind auch die größten Mangrovenwälder der Erde — die Sundarbans sowie ihre artenreichen Ökosysteme bedroht. Bereits im November 2007 und Mai 2009 wurden durch die Zyklone Sidr und Aila über ein Drittel des Waldbestandes beschädigt (UNICEF 2016: 17; JSCE 2008: 5-7). Die Sundarbans gelten als natürlicher Schutz des Binnenlandes vor zerstörerischen Naturgewalten, die in Bangladesch immer häufiger wüten.
[21] Bis zum Jahr 1947 gehörte Bangladesch (bis 1971 Ostpakistan) zu Britisch-Indien.
[22] Bangladesch zeichnet die Binnenmigration aus, während die grenzüberschreitende Migration im direkten Vergleich stark unterpräsentiert ist (UN DESA 2017 (b): 14).
[23] United Nations Development Program (UNDP) und Global Environmental Facility (GEF).
[24] Die Kinderheirat unter Zwang ist im südasiatischen Land weit verbreitet (UNICEF 2016: 24).
[25] Der UNICEF Studie zufolge müssen 4,7 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahre alt schwerer körperlicher Arbeit nachgehen (UNICEF 2010).